So schnulzig dieser Satz klingt, so wenig ging er mir in den letzten Tagen aus dem Kopf. Wie ein Ohrwurm, den man einfach nicht wieder loswird. Und irgendwie fühlte sich das komisch an. Warum das so war, wie ich am Ende doch meinen Frieden damit gemacht habe und was für Erkenntnisse in mir gewachsen sind, erfährst du nun.
home is where your heart is
Ich war letzte Woche auf Besuch in der „alten Heimat“, also in Bremen. Zwar fühlte ich mich schon irgendwie zu Besuch (was ich ja auch war), aber wenn ich mit lieben Menschen Zeit verbracht habe, fühlte ich mich so „zu Hause“ wie vorher. So lange ist es ja auch noch nicht her, dass ich ausgewandert bin, ungefähr drei Monate. Wenn ich dann von Belgien erzählt habe, fielen ganz natürlich und selbstverständlich Begriffe wie „unsere Wohnung“ oder „mein Zuhause“.
Beim durch die Gegend radeln fragte ich mich dann: Wenn mein Zuhause, meine Heimat da ist, wo mein Herz ist, ist das dann Bremen oder Belgien? Wo ist mein Herz? Muss ich mich entscheiden? Kann mein Herz nur an einem Ort sein? Ist Heimat immer für alle mit dem Herzen verbunden? Mögen manche Menschen ihre Heimat vielleicht gar nicht und grenzen sich örtlich oder emotional davon ab? Kann man keine Heimat haben? Oder sogar im Gegenteil mehrere? Ist Heimat ein Ort oder ein Gefühl? Wenn die Komfortzone muffig werden kann, wie ist das dann mit der Heimat? Fragen über Fragen…
Dann fiel mir eine Zeile aus einem Lied der Dave Matthews Band ein: “Turns out, not where, but who you’re with that really matters.” Das kann ich so unterschreiben. Ich habe so unendlich großartige Menschen in meinem Leben, die mir dieses Gefühl geben, genau hier jetzt gut und richtig zu sein. Die mich mögen, wie ich bin und mir das auch zeigen. Ich habe echt lange gebraucht, das zu sehen und anzunehmen. Da mussten erst ein paar alte Muster durchbrochen und nicht mehr funktionierende Selbstschutzmechanismen erneuert werden. Dieser Prozess hat gedauert und war anstrengend. Aber, das war es definitiv wert! Und das ist die eine (äußerliche) Hälfte von meinem „Zuhause“.
Diese wohlige Heimatgefühl kann ich durchaus auch alleine haben. Wenn gerade einfach alles genau passt, so wie es ist. Wenn ich im Moment bin und in mir ruhe. Wenn ich im Nieselregen durch die Gegend spaziere, meine Schuhe immer nasser werden, mein Rücken ein bisschen zieht und ich das alles wahrnehme, akzeptiere und bei mir bin. Wenn ich keine Termine habe und einfach ein paar Tage zu Hause bin, alleine, aber nicht einsam und die Zeit zum Regenerieren und Energie tanken nutze. Nur ich und meine unzähligen Ideen. Auch das musste ich erst lernen. Früher ist mir direkt die Decke auf den Kopf gefallen und die vielen Gedanken haben mich kirre gemacht. Ich hatte beinahe Angst davor nicht beschäftigt zu sein. Auch das war ein Prozess. Ich habe immer noch ordentlich Hummeln im Hintern, allerdings mit dem Unterschied, dass ich jetzt eifrig rumwusel, weil ich das möchte und nicht, weil ich die Ruhe nicht aushalte. Das ist die zweite (innerliche) Hälfte von meiner „Heimat“.
Zuhause, Heimat ist für mich ein Gefühl. Nicht zwingend an einen Ort gebunden, nicht an bestimmte Bedingungen geknüpft, immer ein bisschen anders und ständig in Veränderung. Etwas, das ich selbst erschaffen kann, das mir aber auch geschenkt wird. Ein Teil vom Leben – mal einfach, mal schwierig, mal leicht, mal anstrengend, mal schnell, mal langsam, mal gesellig, mal alleine, mal in Belgien und mal in Bremen.
Was das mit Entspannung zu tun hat?
Vieles. Erstens, ich muss das nicht so klar für mich definieren oder eingrenzen und kann dadurch auch die Veränderungen im Leben entspannter sehen. Zweitens, ich habe durch diese Überlegungen alte Ressourcen neu für mich entdeckt und weiß die Mühen und Anstrengungen in der Arbeit mit alten nicht mehr funktionierenden Mustern im Nachhinein zu schätzen. Drittens, ich bin dankbar für die wundervollen Menschen in meinem Leben und auch für meine – wie soll ich es nennen? – innere Kraft oder Ruhe, bei mir sein zu können. Vielleicht werde ich tatsächlich im Alter immer gelassener? Das wäre ja was. Ein gelassenes Duracell-Häschen.
Nun bin ich natürlich neugierig: Was bedeutet Heimat oder zu Hause für dich? Schreibe mir gerne einen Kommentar oder eine Nachricht per Mail oder über Instagram (meine neue „Ideen-Baustelle“). Ich freue mich immer über neue Impulse, die meinen Horizont erweitern und mein Leben bunter machen.